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Café du Sport

Und der Sieger war ein Überraschungssieger im wahrsten Sinn des Wortes: Erst vor wenigen Monaten gegründet und noch ein unbeschriebenes Blatt, heimste Café du Sport verdient den ersten Preis der "Hennessy Jazz Search 2000" ein. In der Kölner Philharmonie hatte sich die deutsche Jazzmusiker- und Kritikerelite in der Jury dieses renommierten Förderpreises versammelt, um nach einer Vorauswahl aus über 600 Bewerbungen anhand des Live-Eindrucks die Siegerpreise unter den letzten drei Gruppen in der Endausscheidung zu vergeben. Waren die Konkurrenten auch bekannter, Café du Sport boten die "musikalisch geschlossenste Leistung" (Kölner Stadtanzeiger), und die FAZ wunderte sich, welch "komplette Virtuosen" der Bandleader von Kaphengst für sein Konzept da gefunden hatte.

 

Von Christian von Kaphengst, Bassist und Gründer des Café du Sport, hat man bundesweit durch seine Präsenz in vielen Bands als gefragter Begleiter für Tourneen und CDs schon oft gehört, so z. B. bei Minor Music auf drei Peter Fessler-Alben. Die Vision von einer eigenen Band ging ihm schon lange durch den Kopf. Er hat sehr klare Vorstellungen, was den Sound, die Instrumentierung, das Repertoire und nicht zuletzt die Position seines Instruments innerhalb einer Band angeht. Als prägend stellte sich die erste Liebe zu einer Platte heraus: "In der Jazzplattensammlung meines Vater befand sich eine Scheibe mit Paul Desmond und Jim Hall (im Quartett mit Percy Heath b und Conny Kay d), die mich immer wieder aufs Neue, egal in welcher musikalischen oder stilistischen Phase ich mich gerade befand, derart beeindruckte, dass ich garantiert durch das Klangbild (z. B. die Kombination

Altsaxophon und Gitarre und auch den relativ straighten, jedoch nicht zu offensiven Bass/Schlagzeug-Mantel) und die Musizierweise der vier Herren (etwa die 'geerdete Leichtigkeit' des Solierens als Reduzieren: 'I get a kick out of you') geimpft bin."

 

Mit eben dieser "geerdeten Leichtigkeit" bringt von Kaphengst die Faszination, die seine Band ausstrahlt, auf den Punkt. Nicht ganz zu Recht haben Kritiker, wissend um die Vorbilder des Bandleaders, den Cool Jazz als wichtigste Inspirationsquelle des Café du Sport herausgestellt, denn er ist nur eine von vielen. In der ständig präsenten Polarität von cool und hot, funky und abstrakt, Gefühl und Intellekt, schnell und langsam, phantasierenden Solisten und rhythmusbetonter Begleitung oder umgekehrt, schafft Café du Sport ein stetes Spannungsfeld und einen Gesamtklang, der sich eindeutig formuliert in einer Zeit der Beliebigkeit und Austauschbarkeit.Christian über seine Kollegen: "Mit Bruno Müller verbindet mich eine mittlerweile zehnjährige (Musiker-, Sports-) und vor allem einfach gute Freundschaft. Mit ihm zusammen wurde die Idee konkret, ein Quartett von der Art des Café du Sport zu gründen. Er ist ? zunächst ? ein famoser Begleiter seiner Mitmusiker (schon dadurch unterscheidet er sich vom gros seiner Kollegen an Saiten und Tasten!) und dazu ein bemerkenswerter Solist, bei dem eine glaubwürdige Linie von Jim Hall zu Johnny Guitar Watson gezogen werden kann. Seine funky rhythm guitar grooves sind definitiv Weltklasse. Guido May traf ich vor 17 Jahren ? er muss ca. 15 gewesen sein ? zum ersten Mal auf einem Jazzkurs. Die Lockerheit seines Spiel verblüffte mich schon damals. Zum gemeinsamen Musizieren kamen wir in Jahresabständen immer wieder bei einzelnen gigs. Mit Frank Lauber war?s noch simpler: Einmal seine ersten paar Töne (und welche!) auf einer Jazzsession in Köln gehört, schon war mir klar: Mit solch einem Saxophonisten möchte ich zusammenspielen. Ein Altist, der trotz des Übervaters Charlie Parker, keine Kurve um Konitz und Desmond machte, so wie diese denselben studierten. Frank hat die absolut eigene Handschrift im Spiel." Wie kam es denn zum Namen? "Café du Sport sollte mal das Café genannt werden, das ich aufziehe, wenn's mit der Musik nicht mehr klappt oder ich keinen Spass mehr an ihr haben sollte, zumindest beim Spielen. Kam alles anders.

Also warum nicht der eigenen Band diesen zweifellos schönen Namen vermachen?" ? Beim derzeit rasanten Aufstieg des Café du Sport und angesichts der übrigen zahlreichen musikalischen Aktivitäten von Kaphengsts werden wir auf die Eröffnung wohl noch etwas warten müssen.


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